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JIM-Studie 2013 mit beunruhigenden Ergebnissen

Am 29.11.2013 wurden die Ergebnisse der JIM-Studie 2013 (Jugend, Information, Multimedia) vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass im Bereich Jugendmedienschutz und Vermittlung von Medienkompetenz so schnell keine Langeweile aufkommen wird. Die täglichen Bildschirmzeiten von Jugendlichen an Wochentagen haben gegenüber dem Vorjahr nochmals um mehr als eine Stunde zugelegt, Mädchen von 12-19 Jahren liegen nun bei 5:41 Stunden (2012: 4:35), Jungen gar bei 6:29 Stunden (2012: 5:20). Der Vorsprung der Jungen erklärt sich weiterhin durch die deutlich höhere Nutzung von Videospielen. Diese Werte relativieren sich etwas durch Multitasking, weil beim Fernsehen häufig parallel im Internet gesurft oder das Handy benutzt wird, dennoch sind diese Zahlen beunruhigend, wenn gleichzeitig deutlich wird, dass nur 13 % (2012: 15 %) der Internetnutzung zur Informationssuche dienen, während 87 % für Kommunikation, Spiele und Unterhaltung (Multimedia) genutzt werden.

41 Prozent der 12/13jährigen besitzen ein Smartphone mit Internetflatrate, bei den 14/15jährigen sind es bereits 62 %. Das wiederum zeigt, dass deren Eltern offenbar nicht einmal ansatzweise bewusst ist, dass sie ihren Kindern damit die komplette Erwachsenenwelt, mit sämtlichen problematischen Inhalten, die sie ihnen im „richtigen“ Leben niemals zugänglich machen würden, zur jederzeitigen freien Verfügung in die Hand drücken.

Weitere Ergebnisse:

  • 96 Prozent der Jugendlichen haben ein eigenes Mobiltelefon.
  • Mit 72 Prozent der Jugendlichen besitzt die deutliche Mehrheit ein Smartphone
  • WhatsApp als beliebteste Handyapp ist auf 70 % aller Handys installiert, noch vor Facebook (59 %).
  • Vom eigenen Zimmer aus können 88 Prozent derJugendlichen ins Internet gehen, meist
    erfolgt der Zugang über WLAN
  • Aus dem Bildungshintergrund der Jugendlichen ergeben sich meist keine bedeutenden
    Unterschiede im Gerätebesitz. Eine Ausnahme machen hier Fernseher, DVD-Player und
    feste Spielkonsolen, die etwas häufiger bei niedrigerem Bildungsniveau zu finden sind.
  • 45 Prozent kann man zu den regelmäßigen Spielern zählen, die sich entweder mit Computer- oder Konsolenspielen bzw. mit Spielen im Internet beschäftigen. Das Lesen von Büchern ist nur für 40 % der Jugendlichen eine reguläre Freizeitbeschäftigung.
  • Ebooks: Nur vier Prozent der Jugendlichen lesen regelmäßig elektronische Bücher.
  • Die Schere zwischen Mädchen und Jungen bezüglich Bücherlesen und Videospielen hat sich in bedenklichem Umfang weiter geöffnet, in Klammern die Zahlen von 2012: Während 49 % (unverändert) der Mädchen täglich oder mehrmals wöchentlich Bücher lesen, trifft das nur auf 31 % (35 %) der Jungen zu. Diese beschäftigen sich in dieser Häufigkeit zu 70 % (48 %) mit Videospielen, gegenüber nur 19 % (14 %) der Mädchen. Während zwei Drittel der Jungen Videospiele als wichtiges Freizeitmedium nennen (Mädchen: 25 %), finden 59 % der Mädchen Bücher wichtig (Jungen: 44 %).
  • Die hohe Affinität der Mädchen zu Büchern zeigt sich nicht nur in der Einschätzung der Wichtigkeit, sondern auch in der Häufigkeit der Nutzung. Jedes zweite Mädchen aber nur knapp jeder dritte Junge liest regelmäßig Bücher. 18 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen lesen NIEMALS ein Buch. Der Anteil der Nichtleser ist bei den Jungen mit 24 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei den Mädchen (11 %)! Die Vorliebe der Mädchen für Bücher zeigt sich bereits bei der Betrachtung der Mediennutzung von Kindern in der KIM-Studie 2012.
  • Erstmals wurde in der JIM-Studie 2013 die Lesedauer erfasst. Durchschnittlich verbringt ein Jugendlicher nach eigener Einschätzung 65 Minuten pro Tag (Montag bis Freitag) mit dem Lesen von Büchern. Mädchen schmökern mit 74 Minuten deutlich länger als Jungen mit 56 Minuten.
  • Videospiele: Jungen spielen an Wochentagen mehr als doppelt so lange wie Mädchen (44 Min., Jungen: 106 Min.), am Wochenende sogar fast dreimal so lange (Mädchen: 53 Min., Jungen: 146 Min.).
  • Je höher der Bildungsgang, desto niedriger die Spielzeiten: Hauptschule: 108 Min., Realschule: 85 Min., Gymnasium: 65 Min. Mit den Lesezeiten verhält es sich umgekehrt.
  • Rang 2 bei den beliebtesten Spielen belegt mit 14 Prozent der Ego-Shooter „Call of Duty“, USK-Freigabe ab 18 Jahre! Die Nutzung brutaler Spiele gibt jeder zweite Junge und jedes zehnte Mädchen zu.
  • An einem durchschnittlichen Wochentag (Mo-Fr) sehen die Zwölf- bis 19-Jährigen durchschnittlich 111 Minuten fern, genauso viel wie 2012 (111 Min.) und 2011 (113 Min.). Mädchen liegen hier mit 116 Minuten etwas höher als Jungen (107 Min.).
  • Im eigenen Zimmer können 88 Prozent der Jugendlichen das Internet nutzen (2012: 87 %). Nur noch 10 Prozent müssen um Erlaubnis fragen, bevor sie online gehen, 2012 traf dies noch auf 14 Prozent zu. Besonders die Zwölf- bis 13-Jährigen müssen weniger oft die Einwilligung ihrer Eltern einholen als noch im Jahr zuvor (2013: 25 %, 2012: 37 %) und auch bei den 14- bis 15-Jährigen hat sich die Haltung der Eltern gelockert (2013: 10 %, 2012:15 %).
  • Eine deutliche Veränderung hat sich im Vergleich zu früheren JIM-Studien hinsichtlich
    der Nutzungsdauer ergeben. Nach Selbsteinschätzung der Jugendlichen sind sie an einem
    durchschnittlichen Tag (Mo-Fr) 179 Minuten online, das sind 48 Minuten mehr als im Vorjahr. Zum Einen erklärt sich das durch eine etwas veränderte Fragestellung, zum andern durch die stark gestiegene Verbreitung der Smartphones mit Internetflatrate. Einen vergleichbaren Anstieg der  Nutzungsdauer, der mit einer höheren Smartphonedichte einhergeht, verzeichnet die aktuelle ARD/ZDF Online-Studie auch für andere Altersgruppen.
  • Innerhalb der Bildungsgruppen weisen Hauptschüler mit 231 Minuten eine sehr viel intensivere Nutzung auf als Realschüler (203 Min.) und Gymnasiasten (155 Min.). Letztgenannte haben ihre Nutzung im Vergleich zu 2012 nur um eine halbe Stunde ausgebaut, bei Real- (+69 Min.) und Hauptschülern (+74 Min.) fällt die Steigerung mehr als doppelt so hoch aus.
  • Mit 45 Prozent entfällt knapp die Hälfte der Nutzungszeit auf kommunikative Tätigkeiten, 25 Prozent auf unterhaltende Angebote, 17 Prozent auf Spielen und 13 Prozent auf die Suche nach Informationen. Hinsichtlich Alter und Bildungshintergrund variieren diese Anteile nur unwesentlich, einzig hinsichtlich des Geschlechts ergeben sich markante Unterschiede. Bei Mädchen fällt der Bereich der Kommunikation mit 53 Prozent deutlich größer aus als bei Jungen (39 %), diese wiederum wenden mit einem Viertel ihrer Nutzungszeit einen sehr viel größeren Anteil für Spiele auf als Mädchen (9 %).
  • Nur sehr wenige (6 %) Jugendliche beteiligen sich an der öffentlichen Diskussion in Foren oder Newsgroups. Eine aktive Nutzung bei „Twitter“ findet dagegen kaum statt, gleiches gilt für das Erstellen von Beiträgen für „Wikipedia“ oder das Betreiben eines eigenen Weblogs.
  • Schüler wenden an einem durchschnittlichen Wochentag (Mo-Fr) 48 Minuten auf, um zu Hause mit Computer oder Internet etwas für die Schule zu tun. Mädchen (49 Min.) und Jungen (48 Min.) unterscheiden sich hier nicht.
  • Die Kommunikation im Freundeskreis hat für Jugendliche eine hohe Bedeutung. Im Internet werden hierfür vor allem Online-Communities genutzt: 83 Prozent der Internet-Nutzer tauschen sich zumindest selten über solche Plattformen aus. Facebook ist hier mit 80 % aktiver Nutzer weiterhin Marktführer vor Skype mit 13 %.
  • Jugendliche haben in sozialen Netzwerken durchschnittlich ca. 290 Kontakte. 42 % sind dort mit ihren Eltern befreundet, 37 % mit Lehrern.
  • 43 Prozent haben Fotos oder Filme von Freunden oder Familienmitgliedern eingestellt. Informationen über Hobbies und Freizeitaktivtäten haben 62 Prozent öffentlich gemacht, 43 Prozent auch die E-Mail-Adresse.
  • Im Vergleich zum Vorjahr gehen Jugendliche mit Informationen über die eigene Person sehr viel sparsamer um. Der Großteil der Informationen ist laut Einschätzung der Jugendlichen „nur“ für alle Freunde in der Community einsehbar und damit ausreichend geschützt. Fraglich ist, ob diese Selbstwahrnehmung der Realität entspricht.
  • Onlinemobbing: 32 Prozent berichten, dass in ihrem Bekanntenkreis schon einmal jemand per Handy oder Internet „fertig gemacht“ wurde. Besonders betroffen sind Mädchen (37 %, Jungen: 27 %). Selbst schon einmal Opfer geworden sind 2013 sieben Prozent der Internet-Nutzer. Auch hier sind mehr Mädchen (9 %) als Jungen (5 %) betroffen, vor allem 14- bis 15-Jährige (9 %) und die Altersgruppe darüber (16-17 Jahre: 8%), aber auch jeweils fünf Prozent der Jüngsten (12-13 Jahre) und der
    Ältesten (18-19 Jahre). Schüler an Gymnasien sind weniger betroffen (4 %) als an Real- (10 %) und Hauptschulen (11 %).

3 Gedanken zu „JIM-Studie 2013 mit beunruhigenden Ergebnissen

  • Pingback: Bundesverband Offene Kanäle – BOK newsletter 10/13 | Boknewsletter's Blog

  • Ich habe die Studie gelesen und ordne die Ergebnisse in den Kontext meiner täglichen Erfahrungen in der Medienarbeit mit Schülern und Eltern ein.
    Zu dramatisieren gibt es da aus meiner Sicht gar nichts, die Ergebnisse finde ich Besorgnis erregend, weil zum einen die krassen und Jahr für Jahr zunehmenden Bildschirmzeiten zwangsläufig zu Lasten anderer wichtiger Aktivtäten gehen (insbesondere Bewegung) und zum anderen jeder meiner Elternabende klar bestätigt, dass die meisten Eltern überhaupt keine Ahnung haben, was „Internet“ tatsächlich bedeutet, und was ihre Kinder dort machen.

  • Lulu

    Interessante Daten, wirklich sehr schade nur, dass der/die Autor/Autorin diese Daten so stark subjektiv, dramatisierend und negativ bewertend schreibt… Für einen objektiven Blick sollte daher lieber die Studie selbst herangezogen werden.

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