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Macht WhatsApp unsere Kinder doof?

In der FAZ vom 25.2.14 stellt die Autorin Bettina Weiguny, selbst Mutter dreier Kinder, (sich?) die Frage, ob WhatsApp Kinder doof macht.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/digitale-kontaktpflege-macht-whatsapp-unsere-kinder-doof-12815680.html

Aus meiner Perspektive ist dieser Artikel ein wunderbares Beispiel dafür, dass die Probleme mit digitalen Medien nicht von den jugendlichen Nutzern, sondern in erster Linie von den Eltern verursacht werden. Ich vermute mal, dass die Autorin hier Autobiografisches verarbeitet und dabei nicht erkennt, dass sie selbst die Wurzel des Dilemmas ist.

Wer hat dem Kind das Handy mit Flatrate überlassen, ohne klare Regeln aufzustellen? Wer erlaubt, dass das Smartphone nachts im Kinderzimmer und bei den Hausaufgaben auf dem Schreibtisch ist? Wer kann seiner 14jährigen nicht einfach sagen: „Sei um 19 Uhr zuhause!“ Wer schenkt heute schon 10jährigen Smartphones und verlangt dann von der Schule, dass sie ein Handyverbot einführt?
Die Frage müsste also eher lauten: „Warum macht das Internet soviele Eltern doof?“

Warum mobiles Internet auf Handys von unter 16jährigen eine suboptimale Idee ist, habe ich auf dieser Seite ja schon ausgiebig dargestellt. Es ist für mich nach wie vor – oder vielmehr zunehmend – ein Mysterium, wie die Mehrheit der heutigen Eltern ihren Kindern mächtige digitale Werzeuge überlassen kann, ohne ihnen den Umgang damit zu vermitteln und ohne klare Nutzungsregeln aufzustellen.

  • Nervt es Sie, dass Ihre Kinder beim Essen ständig mit dem Handy hantieren, weil sie vermeintlich lebenswichtige Nachrichten austauschen müssen? Dann verbieten Sie es doch einfach, stellen Sie eine klare Regel auf, die für alle gilt – auch für Papa!
  • Befürchten Sie, dass Ihr Kind zu wenig schläft, weil bis spät abends noch WhatsApp-Nachrichten einfliegen? Dann verbannen Sie doch einfach das Handy aus dem Kinderzimmer!
  • Beobachten Sie, dass Ihr Kind stundenlang mit den Hausaufgaben beschäftigt ist und dabei permanent mit dem Handy (WhatsApp) oder dem PC (Facebook)  beschäftigt ist? Dann sorgen Sie dafür, dass die Hausaufgaben grundsätzlich ohne digitale Geräte erledigt werden und stellen Sie einen Rechner für evtl. notwendige Onlinerecherche außerhalb des Kinderzimmers zur Verfügung. Laut der JIM-Studie 2013 dienen nur 13 % der Internetnutzung von Jugendlichen der Informationssuche, der Rest ist Kommunikation und Bespaßung. Ihr Kind wird selbst feststellen, dass die Hausaufgaben dann in einem Bruchteil der Zeit konzentriert erledigt werden – und dann bleibt noch ausreichend Zeit zum Chatten! Das ist keine graue Theorie, ich habe es bei meinen eigenen Kindern genau so erlebt. Im Übrigen lässt sich mit einem Telefonat im Vergleich zu einem Textchat locker das zehnfache an Informationen in derselben Zeit austauschen – man spricht nunmal deutlich schneller als man tippen kann, insbesondere auf dem Smartphone.

Solche Maßnahmen sind nicht nur Ihr Recht (sowohl die SIM-Card als auch der Internetzugang laufen nämlich auf Ihren Namen!), sondern auch Ihre Pflicht und Verantwortung, sich um das Wohl Ihres Kindern zu kümmern, auch wenn das dem Kind manchmal nicht passt, es Streit und Diskussionen verursacht. Das war schon immer so, auch vor dem digitalen Zeitalter, Eltern müssen nunmal auch unpopuläre Entscheidungen zum Wohl des Kindes treffen. Eltern müssen und können auch nicht 24 Stunden am Tag die „besten Freunde“ ihrer Kinder sein, und selbst unter besten Freunden gibt es klare Ansagen und Auseinandersetzungen. Kinder brauchen Leitplanken, um im Leben klarzukommen, und konsequente, verlässliche Eltern, die Flagge zeigen und den Mut haben, sich dabei auch einmal vorübergehend unbeliebt zu machen.

Der Kommentar von Johann Maas zu diesem Artikel spricht mir aus der Seele:

Liebe Frau Mama-von-Jule,

Deine Tochter hat leider Recht: Du bist alt und lebst in einem erstarrten Tagesrhythmus. Du bist nicht mehr in der Lage, flexibel und kreativ auf Herausforderungen zu reagieren.

Noch schlimmer: Deine Tochter bedient sich bei Dir wie bei einem Gratis-Online-Shop, und Du lässt es zu!

Zeige Deiner Tochter, wie spontan Du sein kannst! Lege Dich nicht mehr fest, ob, wann und von wo Du sie abholst, ihr Essen kochst, ihre Wäsche wäschst. Sag’s ihr per WhatsApp. Kurzfristig, aber rechtzeitig, sodass sie, wenn sie alles stehen und liegen lässt, rechtzeitig am Treffpunkt ist – oder eben zu Fuß gehen / vom Taschengeld Bus/Taxi fahren muss. Oder sich selbst Essen kaufen und was kocht, statt rechtzeitig bei den Freunden aufzutauchen. Oder ihre Wäsche spontan selbst macht, weil nix sauber ist.

Zeige ihr mal einen Monat lang, wie es ist, wenn man nicht mehr planen kann, weil die Umwelt „spontan“ sein will.

Ich wette, Jule ist danach um einige Einsichten reicher.

Ein Gedanke zu „Macht WhatsApp unsere Kinder doof?

  • Da muss ich zustimmen, die Eltern sollten sich mehr über die neue Technologie Informieren. So ist es nun mal Heutzutage, Eltern Kontrollieren die Kinder per Internet.

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