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Die WhatsApp-Mauer muss weg!

Aus welchen Gründen ich WhatsApp nicht mehr nutze, habe ich bereits ausführlich erläutert und kann hier nachgelesen werden:

  1. Bye bye WhatsApp
  2. Wire: das bessere WhatsApp
  3. Was man über WhatsApp wissen sollte

In meinen Veranstaltungen und Gesprächen im Bekanntenkreis höre ich seitdem immer wieder dasselbe Killerargument: „Jaaa, du hast ja so Recht, aber es benutzen halt alle, und ich kriege dann nichts mehr mit, die xyz-Gruppen meiner Kinder werden über WhatsApp organisiert, die Klassenelterngruppe, bla, bla bla…“

Sorry, liebe FreundInnen, Bekannte, KollegInnen, etc.: Das ist nichts als selbstverordnete Hilflosigkeit! Solange die große Mehrheit (aktuell sind das ca. 37 Millionen deutsche WhatsApp-NutzerInnen) mit dem Argument der billigen Ausrede „alle nutzen das, man kriegt sonst nichts mehr mit und wird blöd angeguckt“, sich eine perfekte Wanze in die Tasche steckt, für die die STASI alljährlich den goldenen DDR-Superspitzel Award vergeben hätte, wird sich natürlich nichts ändern.

Foto: privat

Mit dieser resigniert-fatalistischen Einstellung stünde die Mauer allerdings heute noch und Deutschland wäre weiterhin eine geteilte Nation.

Man kann doch nicht allen Ernstes eine dermaßen eklatante (oder neudeutsch: voll krasse) Form von Datenmissbrauch, Einbruch in die Privatsphäre und Gefährdung von Kindern achselzuckend mit dem Pseudoargument akzeptieren, dass es alle tun! WhatsApp hat Vollzugriff auf das Smartphone und gibt bei jedem Aufruf der App Profilbild, Statusmeldung und Kontakte an Facebook weiter, außerdem die Metadaten, d.h. wer wann, wie oft und wie lange mit wem kommuniziert. Facebook weiß auch, wer mit wem in derselben WhatsApp-Gruppe ist. Und es lässt sich nicht verhindern, dass durch die Gruppenfunktion Fremde die Handynummer von Kindern erfahren.

Es gibt längst bessere und weitaus sicherere Messenger (mein Favorit: Wire) und außer „alle haben das“ keinen einzigen plausiblen Grund mehr, an der Datenkrake, die erst seit 5 Jahren die Handykommunikation dominiert, festzuhalten. Jeder einzelne ist aufgefordert, den Wechsel voranzutreiben, in vorderster Linie allerdings Menschen mit besonderer Vorbildfunktion wie PolitikerInnen, Lehrkräfte, Vereinstrainer etc.

Die durchaus verständliche Angst, nach dem Löschen von WhatsApp von der digitalen Kommunikation abgeschnitten zu sein und sozial vereinsamt zu sterben, ist völlig unbegründet. Ich hatte allen WhatsApp-Kontakten per Broadcast mitgeteilt, dass ich WhatsApp löschen werde und wie ich bei Threema und Wire erreichbar bin, jetzt habe ich über 300 Kontakte auf diesen Messengern! Wer mich weiterhin per Messenger erreichen wollte, musste zwangsläufig mitziehen, die anderen waren offensichtlich verzichtbar. Ich erfahre weiterhin alles, was ich wissen muss und habe in meinen Messengerkontakten nicht mehr Unmengen von Personen, mit denen ich ohnehin nie schreibe.

Jeder Nutzer von WhatsApp sollte eine bewusste Entscheidung treffen: Will man ein Mitläufer bleiben und einem Datenkraken weiterhin in die Karten spielen, oder will man einer Gegenbewegung beitreten. Wenn niemand damit anfängt, wird auch niemand mitziehen! Und wer der Herde folgt, sieht nur Hinterteile vor sich, eine wenig erstrebenswerte Perspektive.

P.S.: Die Facebook-App und der Facebook-Messenger sind ebenfalls Datenspione, die man von seinem Smartphone verbannen sollte. Facebook kann man auf dem Smartphone ebenso im Browser nutzen, ohne damit sämtliche Handyinhalte zu kompromittieren.

9 Gedanken zu „Die WhatsApp-Mauer muss weg!

  • Diplom-Informatiker

    An die lieben Kritiker in den Kommentaren: vielleicht sollten Sie jemanden fragen der sich damit auskennt.

    Ich bin so einer: einer Diplom-Informatiker mit Universitätsabschluß und 1- Note.
    Und ich sage: Sie müssen weg von WhatsApp. Punkt.

    Alternativen gibts genug:
    https://www.heise.de/ct/ausgabe/2017-3-Sichere-WhatsApp-Alternativen-im-Vergleich-3597268.html

    Ich hoffe das war jetzt kurz genug und ausreichend begründet.
    Wer noch mehr Argumente braucht kann gerne selber googeln.

    Alles andere sind faule Ausreden. Und ja, diese Wahrheit ist unbequem – das macht sie aber nicht weniger wahr.

  • Günter Steppich

    Lieber Herr Müller,

    zunächst einmal müssen Sie innerhalb von WhatsApp über das Einstellungsmenü Ihren Account löschen, es reicht nicht, die App einfach zu deinstallieren.
    Für Wire brauchen Sie keine Handynummer, da genügt eine beliebige E-Mail-Adresse, Sie müssen also keinerlei persönliche Daten preisgeben.

  • Heiko Müller

    Sehr geehrter Herr Steppich,

    ich habe Ihre Vortrag am 27.3. in Frankfurt mit Bestürzung verfolgt; Bestürzung deswegen, weil mir klar wurde, wie wenig Anleitung/Unterstützung/Schutz wir unseren Kindern beim Einstieg in die digitale Welt bislang gegeben haben. Das möchten wir ändern und ein Baustein ist m.E. der Ausstieg aus whatsapp (ich werde mit gutem Beispiel vorangehen). Hierzu hätte ich allerdings noch eine Frage. Reicht das bloße Löschen der app und Anmeldung z.B. bei wire mit der der gleichen Handynummer oder sollte die Neuanmeldung bei wire mit einer neuen Nummer erfolgen?

    Vielen Dank im voraus,

    Mit freundlichen Grüßen,

    Heiko Müller

  • Günter Steppich

    Wie gesagt, konstruktive Kritik und konkrete Vorschläge nehme ich gerne an und baue sie ein.
    Wenn meine Reaktion unprofessionell ist, was ist dann Ihr Vorwurf, ich sei inkompetent? Unverschämt?
    In der Regel denke ich übrigens durchaus nach, bevor ich Artikel veröffentliche…

  • Stefan

    Ich denke, die beiden Kommentare (zumindest meiner) zielen darauf, Aspekte anzusprechen, die in Ihren Beiträgen verbessert werden könnten. Es ist ein Kuststück, das Hochkomplexe für eine bestimmte Zielgruppe zu vereinfachen und dabei ein angemessenes Niveau zu wahren. Soweit ich das verstanden habe, wird diese Webseite von einer öffentlichen Stelle betrieben und hat Eltern, Lehrer und Jugendliche als Zielgruppe. Daher fände ich es gut, wenn Sie die Kritik zum Anlass nehmen würden, um darüber nachzudenken, wie Ihre Ausführungen dieses Kunststück etwas besser meistern könnten. Die Reaktion in Ihren Kommentaren finde ich vor diesem Hintergrund etwas unprofessionell.

  • Günter Steppich

    Danke für den langen Kommentar, aber ist der nach Ihrer Argumentation dann nicht auch zu lang? 😉
    Das Internet ist hochkomplex und nunmal nicht „leicht verdaulich“, von daher kann ein Artikel über die Features von WhatsApp nicht kurz und knapp sein.
    Wer nicht motiviert, sich über eine App ausührlich zu informieren, sollte sie wohl besser nicht verwenden. Das Problem mache ic m.E. absolut greifbar, wenn Ihnen das zuviel zu lesen ist, ist das doch Ihr Problem, nicht meins.
    Und wenn ich die Argumente aus den anderen drei Artikeln hier nochmals aufgelistet hätte, würden Sie diese „wall of text“ doch auch kritisieren. Sie dürfen den Artikel „Was man über WA…“ gerne kürzen und mir Ihre Fassung drunter posten, bin gespannt!
    Man kann es halt nie allen Recht machen, schon gar nicht im Netz, damit kann ich leben 🙂

  • Theresa A.

    Ich muss dem Kommentierenden da zustimmen. Auch wenn der Verweis auf weitere Beiträge gegeben ist, sollte doch jeder Blog-Eintrag für sich stehen. Mir kommt es auch so vor, als sei dieser Text etwas Fanclub-artig geschrieben.
    Nicht alle WhatsApp Nutzer haben „Angst, zu vereinsamen“ oder nur „Alle nutzen das“ als einziges Argument. Viele Beiträge – in meiner Sicht auch dieser – bauen darauf, eine Gefahr heraufzubeschwören, die in der dargelegten Form nicht greifbar ist. Aber nur sehr wenige schaffen es, leicht verdaulich und argumentativ überzeugend zu sein. Auch der verlinkte Beitrag „Was man über WhatsApp wissen sollte“ ist eine „wall of text“ – man braucht schon extrem viel Motivation, um sich da durchzuarbeiten. Inhaltlich mag es sehr umfangreich sein, aber die Aufbereitung macht die Informationen schwer zugänglich.

    Im Grunde genommen geht es bei all diesen Messengern um simple Kommunikation zwischen Menschen. Das bieten sie alle recht zuverlässig an. Whatsapp muss man zugute halten, dass sie es geschafft haben, „idiotensicher“ quasi von einem Tag auf den anderen 1 Mrd. Menschen auf inhaltlich verschlüsselte Kommunikation umgestellt zu haben – das hat davor noch kein Anbieter geschafft. Und „idiotensicher“ sind weder Wire noch Threema in der Nutzung. Dass Unternehmen profitorientiert sind und in irgendeiner Form ein Geschäftsmodell umsetzen wollen, ist selbstverständlich. Bei den meisten ist das Geschäftsmodell jedoch unklar: sowohl bei Whatsapp als auch bei Wire, wie auch bei anderen. Die Argumente für oder gegen den einen oder anderen Anbieter bauen auf Absichtserklärungen oder Versprecheungen, deren Umsetzung in der Zukunft ungewiss ist. Threema hat zwar ein dargelegtes Geschäftsmodell, bei der recht geringen Verbreitung muss man sich aber fragen, wie tragfähig das auf Dauer ist. „Apps“ sind halt ein kurzlebiges Geschäft, von einem Update zum nächsten können die Nutzer weg sein. Wire „verspricht“ vieles in Geschäftsmodell-Richtung, aber ob es dann auch so kommt – und wie erfolgreich das dann sein wird -, können auch Sie wohl nicht voraussehen.

    Also ich bin auch keine große Freundin von Whatsapp, aber durch und durch überzeugende Darlegungen hinsichtlich einer datenschutzorientierten Wahl gibt es selten. Sie sind für mich auch in diesem recht substanzlosen Beitrag nicht greifbar.

    PS: Zum „Populismus“: Ich denke, Sie schlagen eine Lösung für ein Problem vor, das Sie nicht greifbar machen. Das ist semantisch betrachtet wohl wirklich populistisch – der Begriff hat meiner Ansicht nach nichts mit „populär“ im Sinne eines Mehrheitsverhältnisses zu tun. Daher stimme ich dem ersten Kommentar in diesem Punkt ebenfalls zu.

  • Günter Steppich

    Hallo, ich habe in drei Artikeln, die alle in diesem Beitrag verlinkt sind, ausführlich erläutert, warum WhatsApp aus meiner Sicht untragbar ist, da findet auch der von Ihnen geforderte „differenzierte Faktencheck“ statt. Überzeugende Argumente pro WhatsApp außer „alle haben das“, sind mir nicht bekannt, Sie sind herzlich eingeladen, diese hier vorzustellen. Was konkret an diesem Artikel „populistisch“ sein soll, sehe ich nicht, er ist genau das Gegenteil, denn meine Meinung zu WhatsApp ist weder politisch motiviert geschweige denn populär. Das Quiz „Fit für die Medienerziehung“ dürfen Sie gerne absolvieren, um Ihre eigene Kompetenz zu überprüfen. Den Link nur zu sehen, bringt da eher weniger 😉

  • Stefan

    Hallo,
    ich befürworte eine Abkehr von WhatsApp. Allerdings ist mir dieser Beitrag zu populistisch geschrieben. Dieser Text geht offenbar davon aus, dass die eigene Position zum Thema die einzig richtige ist, platziert vermeintliche Argumente „pro“ WhatsApp als die einzigen, die für die Befürworter existierten, und verallgemeinert in deren Erwiderung die „Gruppe“ der WhatsApp-Nutzer als eine homogene, gegen deren falschen Denken es vorzugehen gilt. Das halte ich für grundfalsch.
    Einzelne vermeintliche Tatsachen werden auch nicht belegt und die Assoziation von Facebook mit dem „Bösen“ ist nicht argumentiert.

    Ich fände es gut, wenn – vor allem bei einem Portal, das sich für den Schulsektor aufgestellt hat – ein differenzierterer Faktencheck erfolgen würde. Es gibt sehr anspruchsvolle Auseinandersetzungen mit dem Thema, die man zielgurppenspezifisch aufbereiten könnte. Das stellt dem Leser eine große Bandbreite an Zugängen dar und gibt ihm die Werkzeuge in die Hand, die es für die eigene Meinungsbildung braucht. Das ist in der Tat eine deutlich aufwändigere Recherche, insbesondere die publikumsfreundliche Aufbereitung der Ergebnisse bedeutet viel Arbeit, hätte aber durchaus Vorbildfunktion für die Generation, die diesen Blog wahrscheinlich liest. So bleibt dem jetzigen Beitrag in meinen Augen nur der (Antí-)Fanclub-Niveau – und ich denke, das ist nicht das, an dem sich ein Schulamt beteiligen sollte.

    PS: Oben lese ich einen Link: „Fit für die Medienerziehung?“ Ich musste etwas schmunzeln. Dieser Beitrag lässt mich leider nicht erkennen, dass der Autor dies ist.

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