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Sexuelle Übergriffe auf Instagram – Schutzmaßnahmen

Nachdem „klassische“ Chatwebsites wie knuddels.de von Kindern und Ju gendlichen fast gar nicht mehr genutzt werden und auch Facebook in dieser Altersgruppe weitestgehend out ist, haben sich sexuelle Übergriffe auf die aktuell populären Plattformen verschoben: Apps wie Instagram, Snapchat, Musical.ly und WhatsApp sowie angesagte Handyspiele. Die Pädophilenszene ist längst hier angekommen und nutzt die Chatfunktion von Social Media Apps und Spielen zur Kontaktaufnahme. Vorfälle, in denen Kinder mit eindeutigen Texten zu sexuellen Themen gefragt, zu sexuellen Handlungen aufgefordert, mit pornographischen Fotos und Videos konfrontiert oder zu realen Treffen aufgefordert werden, haben in letzter Zeit extrem zugenommen. Rechtliche Infos dazu:

Ebenfalls zugenommen haben anzügliche Anrufe mit unterdrückter Nummer, meist bedingt durch die Tatsache, dass durch die Gruppenfunktion von WhatsApp Fremde an die Handynummer eines Kindes gelangt sind. Deutlich gestiegen ist dabei der Anteil jüngerer Täter, die dann häufig auch aus dem Umfeld der Betroffenen stammen.

Für zusätzliche Brisanz sorgt die Tatsache, dass die Mehrheit der Kinder diese Apps ohne Wissen und Kontrolle durch ihre Eltern verwendet, die dadurch von solchen Vorfällen häufig gar nichts mitbekommen.

Da mir in den Fällen, mit denen ich im laufenden Schuljahr zu tun hatte, immer dieselben grundlegenden Fehler begegnet sind, die den Tätern allzu leichtes Spiel verschaffen, hier noch einmal die wichtigsten Verhaltenstipps für die Nutzung von Social Media durch Kinder:

  1. Eltern MÜSSEN wissen, welche Apps und Spiele ihre Kinder nutzen und mit wem sie dort Kontakt haben. Ich empfehle grundsätzlich die Einhaltung von Altersvorgaben – alle oben genannten Apps sind erst ab 13 Jahren freigegeben.
  2. Für die Registrierung auf diesen Plattformen sollte eine extra E-Mail-Adresse verwendet werden, die keine Rückschlüsse auf den Nutzer erlaubt (Name, Geschlecht, Alter). Dafür können auch sogenannte Wegwerfadressen genutzt werden, z.B. auf www.wegwerfemail.de.
  3. Verwendung eines sicheren Passworts.
  4. Kinder sollten auf keinen Fall ihre Handynummer zur Registrierung bei Social Media Apps und Spielen verwenden. Die Handynummer ist eine höchst private Information, die man nur persönlich bekannten Menschen weitergibt. Da sich bei WhatsApp die Anzeige der Handynummer nicht unterdrücken lässt, sollten Kinder diese App überhaupt nicht nutzen.
  5. Auf Profilbildern sollten Kinder nicht zu erkennen sein.
  6. Statt Vor- und Nachname sollte ein Nickname verwendet werden, der keinerlei Rückschlüsse auf das Kind zulässt. Vorname plus Anfang des Nachnamen (GuenterSt) ist hier KEINE gute Idee. Nicknames sollten nicht sexy sein (sweetlily11) und nicht das Alter oder das Geburtsdatum verraten (jonas1102).
  7. Privatsphäreeinstellungen müssen aktiv eingestellt werden, die Voreinstellung fast aller Apps bedeutet größtmögliche Öffentlichkeit, oft auch mit Standortangaben (z.B. in musical.ly).
  8. In Statusmeldungen, Stories, Steckbriefen etc. sollten keinerlei persönliche Informationen preisgegeben werden, welche die Identifzierung des Nutzers ermöglichen (Wohnort, Schule, Sportverein, etc.). Auch in anderen Apps genutze Nicknames gehören hier nicht hin, damit nicht durch die Kombination mehrerer Social Media Profile ein aufschlussreiches Persönlichkeitsprofil erstellen lässt.
  9. Kontakt- und Nachrichtenanfragen von Fremden sollten konsequent abgelehnt werden. Jeder „Freund“ oder „Follower“ kann über die Freundesliste und die Kommentare zu Posts und Fotos eine Unmenge privater Informationen (Schule, Adresse, Hobbies, Freundeskreis) erfahren, die man selbst nicht preisgegeben hat.
  10. Die Sichtbarkeit der Kontaktliste sollte, wenn möglich, auf „Freunde“ oder „nur ich“ beschränkt werden. Bei Facebook ist die Freundesliste auf „öffentlich“ voreingestellt.
  11. Bei jedem Post (Text, Foto, Video) sollte man im Blick haben, dass jeder Kontakt diese Inhalte herunterladen oder per Screenshot kopieren und an anderer Stelle veröffentlichen kann.
  12. Auch wenn man Fotos oder Videos nur einer Person als private Nachricht schickt, hat man keine Kontrolle mehr darüber, was mit diesen Aufnahmen passiert. Sie können absichtlich oder aus Versehen an andere weitergeleitet werden, Handys können verloren gehen, gestohlen oder gehackt werden. Werden Daten auf einer zusätzlichen SD-Card gespeichert, kann ein Dieb oder Finder eines verlorenen Handys diese Karte herausnehmen udn auf sämtliche Inhalte zugreifen – es sein denn, man hat die Karte über die Einstellungen des Handys verschlüsselt!
  13. Kommt es dennoch zu Vorfällen: Eltern informieren, alles mit Screenshots dokumentieren, ggf. Polizei einschalten und Anzeige erstatten. Bei weniger gravierenden Vorfällen kann es reichen, den Täter zu blockieren und zu melden. Dieser kann allerdings in wenigen Minuten einen neuen Account erstellen.

Über meisten dieser Tipps sollten auch jugendliche und erwachsene Nutzer nachdenken.

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