Fragwürdige Studie zur Computerspielsucht
Forscher finden kaum Computerspielsüchtige
titelte Spiegel Online am 16.2.11
Die Studie, die von Forschern des Hamburger Hans-Bredow-Institutes und der Fachhochschule Köln durchgeführt wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass nur 0,9 Prozent der Befragten Computerspieler über dem Schwellenwert für die Einstufung „gefährdet“ lagen und 0,5 Prozent über dem Wert für „abhängig“. Diese Ergebnisse stehen auf den ersten Blick in deutlichem Widerspruch zu Studien des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), die drei Prozent der Jungs in der neunten Jahrgangsstufe sowie 0,3 Prozent der Mädchen eine Abhängigkeit von Computerspielen bescheinigt.
Interessant wird es, wenn man sich diese neue Studie genauer anschaut: Während das KFN 15.000 Neuntklässler befragte, waren hier nur 600 Computerspieler zwischen 14 und über 60 (!) Jahren beteiligt. Ein Blick in die Studie zeigt, dass auch hier 7% der 14-19jährigen und 9,7% der 20-29jährigen eine Wochenspielzeit von über 20 Stunden aufweisen. Viele Leistungssportler können da nicht mithalten. Da gerade in der Altersklasse der 14-19jährigen fast jeder Computerspieler ist, gibt es definitiv keinen Grund zur Entwarnung, aber genau diesen Eindruck vermittelt der Artikel auf Spiegel Online, und die Verfasser der Studie erachten es nicht für nötig, dem zu widersprechen.
Dazu veröffentlichte der Fachverband Medienabhängigkeit, zu dem auch die Spielesuchtambulanz der Uniklinik Mainz gehört, folgende Stellungnahme:
http://www.fv-medienabhaengigkeit.de/presse0.html#c245
Nicht weniger interessanter wird es, wenn man sich die Sponsoren des Spielraum-Instituts der FH Köln anschaut, die an dieser für die Videospielindustrie so günstig ausgefallenen Studie beteiligt war: Die Videospielhersteller Electronic Arts und Nintendo, das gerade mit der mobilen Konsole 3DS ein Gerät auf den Markt gebracht hat, welches laut Bedienungsanleitung möglicher Weise das Sehvermögen von Kinder erheblich schädigen kann, bis hin zum Verlust des räumlichen Sehvermögens!
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