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KIM-Studie 2012 – Erkenntnisse für Medienerziehung und Jugendmedienschutz

KIM-Studie 2012

Die wichtigsten Erkenntnisse für Medienerziehung und den Jugendmedienschutz

  • Videospiele, Internet und Computer belegen vordere Plätze bei den Themeninteressen.
  • Während „Computerspiele“ und „Sport“ für fast jeden zweiten Jungen sehr relevant sind, zeigt hier nur etwa jedes fünfte Mädchen stärkeres Interesse.
  • Jedes vierte Kind zählt die Nutzung von Computer-, Konsolen- und Onlinespielen zu seinen liebsten Beschäftigungen, ca. jedes Fünfte entscheidet sich für die Internetnutzung (19 %).
  • Besonders deutlich werden unterschiedliche Vorlieben von Jungen und Mädchen beim Lesen: Während 58 Prozent der Mädchen regelmäßig in ihrer Freizeit zu einem Buch greifen, zählen nur 39 Prozent der Jungen zu den regelmäßigen Lesern. Dies spiegelt sich auch in der Häufigkeit der Nutzung von Zeitschriften sowie dem Besuch von Bibliotheken wider.
  • 30 Prozent der Jungen, aber nur 19 Prozent der Mädchen halten Computer bzw. Internet für am wenigsten verzichtbar. Für Bücher würden sich dagegen dreimal so viele Mädchen (12 %) wie Jungen (4 %) entscheiden.
  • Vorbildfunktion der Eltern: Bei Kindern, deren Haupterzieher am wenigsten auf das Fernsehen verzichten könnten, ist die Bindung ans Fernsehen mit 65 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich ausgeprägt. Halten Eltern Bücher für am wenigsten verzichtbar, so entscheiden sich auch 29 Prozent der Kinder für Bücher, für das Fernsehen würden sich dann nur noch 40 Prozent der Kinder entscheiden. Das gilt auch für Computer und Internet  – die Bindung der Kinder ist dann ebenfalls überdurchschnittlich ausgeprägt.
  • Ein eigenes Fernsehgerät findet sich in 36 Prozent der Kinderzimmer, dies ist die geringste Quote seit 2008 ist (2010: 45 %, 2008: 40 %).
  • Im Vergleich zur KIM-Studie 2010 zeigt intensives Lesen einen Zuwachs um acht Prozentpunkte bei den Mädchen, bei den Jungen dagegen einen Rückgang um zwei Prozentpunkte. Die Frage wie gerne Bücher gelesen werden, beantworten 18 Prozent der Kinder mit „sehr gerne“ (Mädchen: 26 %, Jungen: 10 %), 35 Prozent mit „gerne“ (Mädchen: 39 %, Jungen: 31 %) und 20 Prozent mit „nicht so gerne“ (Mädchen: 16 %, Jungen: 25 %).
  • Im Vergleich zur letzten KIM-Studie zeigt sich vor allem für die (fast) tägliche Computernutzung eine deutliche Steigerung: Während 2010 noch 28 Prozent jeden oder fast jeden Tag einen Computer nutzten, sind es nun 37 Prozent. Dies ist vor allem durch eine Zunahme der täglichen Internetnutzung begründet, die seit der letzten Erhebung insgesamt um sieben Prozent angestiegen ist.
  • Für 36 Prozent der sechs- bis 13-jährigen Internetnutzer gehört die Nutzung von Onlineangeboten zum Alltag, sie gehen (fast) jeden Tag ins Internet – ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zu 2010.
  • Jungen und Mädchen unterscheiden sich hinsichtlich der Häufigkeit der Internetnutzung kaum. Von den Sechs- bis Siebenjährigen nutzen sieben Prozent jeden oder fast jeden Tag das Internet. 16 Prozent der Internetnutzer zwischen acht und neun Jahren und 27 Prozent im Alter von zehn und elf Jahren gehen täglich ins Internet. Bei den Zwölf- bis 13-Jährigen nutzen 58 % (fast) jeden Tag das World Wide Web.
  • Die Schulbildung der Eltern spielt für den Zeitpunkt der ersten Internetnutzung des Kindes keine Rolle (Hauptschule:8,0, Realschule: 8,0, Abitur/Studium: 8,1).
  • 36% der sechs- bis 13-jährigen Internetnutzer dürfen das Internet nutzen, ohne vorher zu fragen.
  • Ein Viertel der Internetnutzer zwischen sechs und 13 Jahren geht mehr als 60 Minuten am Tag ins Internet.
  • Während bei den Sechs- bis Siebenjährigen nur Einzelne 7 % das Internetlänger als eine Stunde am Tag nutzen, sind es bei den Zwölf- bis 13-Jährigen bereits 40 Prozent.
  • Insgesamt 44 Prozent der sechs- bis 13-jährigen Computernutzer haben in der Schule Erfahrungen mit dem PC gesammelt. 6-7 Jahre: 22 %, 8-9 Jahre: 27 %, 10-11 Jahre: 45 %, 12-13 Jahre: 61 %. D.h. 39 % haben keine Erfahrung mit PCs im Unterricht!
  • Bei den Lieblingswebseiten liegt mittlerweile Facebook auf Platz eins (17 % der Internetnutzer, die eine Lieblingsseite haben). Mit fragFINN (6 %) und Blinde Kuh (6 %) finden sich Suchmaschinen, die speziell für Kinder konzipiert wurden, am Ende der Rangliste.
  • Kinderseiten und Chats werden von zwölf Prozent täglich genutzt. Der Vergleich der regelmäßigen Internet-Tätigkeiten von Mädchen und Jungen zeigt, dass Mädchen deutlich häufiger als Jungen Online-Communities nutzen. Außerdem chatten Mädchen etwas häufiger.
  • Die Kommunikation per Chat findet mittlerweile sehr häufig über Soziale Netzwerke statt: Fragt man die Kinder, die zumindest selten chatten, über welches Portal dies geschieht, nennen 25 Prozent Facebook und 17 Prozent schülerVZ. Lediglich die Chatplattform Knuddels (11 %) spielt hier noch eine Rolle.
  • Google ist bei den sechs- bis 13-jährigen Internetnutzern die bekannteste Suchmaschine (97 %). Auf den weiteren Rängen folgen Yahoo (63 %) und die Kindersuchmaschine Blinde Kuh (53 %). Etwa jeder Zweite kennt fragFINN (51 %). D.h. jedes 2. Kind kennt keine Kindersuchmaschine.
  • Im Vergleich zur letzten KIM-Studie hat die Mitgliedschaft in Communities insgesamt um 5 % zugenommen.
  • Bei 55 Prozent der Kinder, die ein eigenes Profil bei einem Sozialen Netzwerk haben, steht Facebook an erster Stelle. Dies ist kritisch zu bewerten, da Facebook die Anmeldung erst ab 13 Jahren erlaubt. Zudem steht Facebook seit einiger Zeit hinsichtlich des Umgangsmit den persönlichen Daten der Nutzer stark in der Kritik.
  • 36 Prozent der Internetnutzer machen Angaben zu Hobbies im Internet, 34 Prozent posten Fotos oder Filme, auf denen sie selbst abgebildet sind. Jeder vierte Internetnutzer hat Fotos von Freunden oder der Familie online veröffentlicht, ein Fünftel veröffentlicht seine E-Mail-Adresse. Einen eigenen Blog haben sieben Prozent. Bei der Veröffentlichung der Telefon- oder Handynummer sind die meisten vorsichtig: nur fünf Prozent stellen diese online. Jungen und Mädchen unterscheiden sich bei der Preisgabe von Daten zur eigenen Person kaum. Im Vergleich zu 2010 sind die Werte insgesamt leicht angestiegen.
  •  Insgesamt 17 Prozent sind auf für Kinder ungeeignete Inhalte gestoßen – Jungen etwas häufiger als Mädchen. Weitere neun Prozent haben schon etwas gesehen, das ihnen unangenehm war. Sechs Prozent haben Online-Inhalte als ängstigend empfunden. Insgesamt ist ein knappes Drittel der Internetnutzer auf ungeeignete Inhalte gestoßen. Bei diesen Angaben unterscheiden sich Jungen und Mädchen kaum. Mit steigendem Alter kommen solche Erlebnisse eher seltener vor – wohl auch, weil die Inhalte von älteren Kindern besser eingeordnet oder bewältigt werden können.
  • Filter- oder Schutzsoftware: 21 Prozent berichten, dass auf ihrem Computer eine solche „Kindersicherung“ installiert ist. Bei den Jüngsten ist dies mit 29 %deutlich häufiger der Fall als bei den Ältesten (14 %). Der Vergleich zu 2010 (22 %) zeigt sogar einen leichten Rückgang hinsichtlich der Installation von Schutzsoftware.
  • Zehn Prozent der Internetnutzer haben nach eigenen Angaben online schon einmal jemanden „getroffen“, der ihnen unangenehm war oder sie sogar belästigt hat. Vier Prozent haben das einmal erlebt, sechs Prozent berichten von mehrmaligen Erlebnissen. Mädchen (13 %) sind etwas häufiger betroffen als Jungen (9 %). Die Zwölf- bis 13-Jährigen haben mit 16 % am häufigsten unangenehme Erfahrungen mit Fremden im Internet gemacht (6-7 Jahre:4 %, 8-9 Jahre: 8 %, 10-11 Jahre: 8 %. 32 Prozent dieser Kinder haben diese Erfahrung auf Facebook gemacht.
  • Jungen zeigen eine deutlich größere Vorliebe für Videospiele als Mädchen. Während bei den Jungen lediglich 16 Prozent nie PC-, Konsolen- oder Onlinespiele nutzen, sind es bei den Mädchen mit 28 Prozent fast doppelt so viele.
  • Bei Onlinespielen lässt sich eine besonders große Zahl an Kindern feststellen, die diese Spielmöglichkeit nie nutzen (51 %). Der Vergleich mit 2010 (Nicht-Nutzer: 65 %) zeigt aber, dass Onlinespiele einen deutlichen Zuwachs erfahren haben.
  • Vier Prozent der befragten Eltern hörten im Rahmen des Interviews zur KIM-Studie zum ersten Mal von den Altersfreigaben der USK, mit 76 Prozent hatte aber der Großteil der Haupterzieher die Kennzeichnungen zur Altersfreigabe schon einmal gesehen. Weitere 19 Prozent der Haupterzieher gaben an, die Altersfreigaben zwar zu kennen, sie aber noch nie bewusst wahrgenommen zu haben. Der Unterschied zwischen pädagogischen Empfehlungen und den gesetzlichen Altersfreigaben ist jedoch nur sehr wenigen Eltern klar. So sind drei Viertel der Meinung, dass es sich hierbei um pädagogische Empfehlungen handelt.
  • 44 Prozent der Kinder, die die Alterskennzeichnungen kennen, haben schon einmal ein Spiel genutzt, für das sie eigentlich zu jungwaren. Jungen (52 %) setzen sich deutlich häufiger über die Beschränkungen hinweg als Mädchen (33 %).
  • Fünf Prozent der Kinder, die zumindest selten Computer-, Konsolen-oder Onlinespiele spielen, haben schon einmal Spiele gespielt, die ihnen Angst gemacht haben. Besonders die jüngsten Spieler berichten über solche Erlebnisse, aber auch bei den ältesten gibt es einige, die während der Nutzung von digitalen Spielen Angst bekommen haben (6-7 Jahre: 9 %, 8-9 Jahre: 5 %, 10-11 Jahre: 4 %, 12-13 Jahre: 4 %). Überraschenderweise finden sich unter den Nennungen auch einige Spiele, die aus erwachsener Perspektive wohl eher als harmlos empfunden werden (z.B. „Harry Potter“, „Die Sims“). Dies zeigt, dass die Verarbeitung von medialen Eindrücken oftmals sehr individuell verläuft und die Auswahl von Medieninhalten immer dem persönlichen Entwicklungsstand des Kindes angepasst werden muss.
  • Bei den jüngsten Handybesitzern (6-7 Jahre) ist der Anteil der Kinder, die ein Handy auf Wunsch der Eltern bekommen haben, mit 38 Prozent überdurchschnittlich hoch.
  • Jeder vierte Handybesitzer kann sich mit dem Handy ins Internet einwählen.
  • Fünf Prozent der Handynutzer berichten, selbst schon einmal Inhalte auf das Handy geschickt bekommen zu haben, die sie als unangenehm empfunden haben. Jungen sind mit sechs Prozent doppelt so oft betroffen wie Mädchen (3 %).
  • Medienkompetenz umfasst weit mehr als technische Bedienfertigkeit. Unabhängig davon zeigt die Abfrage konkreter Handlungen, dass die Bedienung von Mediengeräten nicht allen Kindern leichtfällt. Es ist ein Trugschluss, dass Kinder, die im Medienzeitalter aufwachsen, diese Technik auch automatisch bedienen können.
  • Ungeeignete Inhalte erfahren Kinder nach Meinung der Haupterzieher vor allem aus dem Internet (68 %), hier besteht zudem die Gefahr des Stubenhockens (63 %) und es hat für viele einen Einfluss auf die Gewaltbereitschaft (61 %). Trotzdem nutzen nur 21% der Eltern eine „Kindersicherung“.
  • Die Angaben zu TV-, PC-, Internet- und Konsolennutzung lassen sich nicht einfach addieren, weil sich Computer- und Internetnutzung sowie Videospiele teilweise überlagern. Die tägliche Bildschirmzeit dürfte sich bei den jüngsten auf ca. 90 Minuten, bei den ältesten bereits auf über 3 Stunden summieren.

Download der kompletten Studie: www.mpfs.de/fileadmin/KIM-pdf12/KIM_2012.pdf

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