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Störungen von Onlineunterricht durch Unbekannte verhindern

Seit Ende der Weihnachtsferien mehren sich bundesweit Berichte, dass schulische Videokonferenzen durch Unbekannte gestört wurden. In Einzelfällen wurden dabei die Lehrkräfte aus der Konferenz ausgeschlossen und den SchülerInnen pornografisches Material eingespielt.
Die eine Seite des Problems sind Schüler, die Zugangsdaten an Dritte weitergeben, damit diese den Unterricht stören – die andere Seite sind Lehrkräfte, die nicht wissen, wie sie Videokonferenzen sicher konfigurieren können. Dafür sind nur wenige Minuten Recherche notwendig.
Analogie zum Präsenzunterricht: Wenn ich als Lehrer 45 Minuten lang hinter meinem Pult sitze, muss ich mich auch nicht wundern, wenn außerhalb meines Blickfeldes seltsame Dinge passieren – suboptimal konfigurierter Unterricht… 😉
Screenshot von Hendrik Odendahl https://digitalkompetenz.rocks/

Dieses Problem besteht nicht exklusiv bei Zoom, sondern bei allen Videokonferenzsystemen, die nicht auf eine geschlossene Nutzergruppe beschränkt sind wie etwa die Edu-Versionen von Microsoft Teams. Betroffen sind neben Zoom auch BigBlueButton und Jitsi.

In Social Media Apps wie TikTok und Instagram gibt es zahlreiche Accounts, die anbieten Videokonferenzen zu „stürmen“, siehe Foto oben, im Englischen nennt sich das „Zoombombing“.
Sollte es dabei zu handfesten strafbaren Handlungen kommen, kann – laut Auskunft unseres Admins beim Medienzentrum Wiesbaden – dem Benutzernamen in BigBlueButton anhand des Server-Logfiles eine IP-Adresse zugeordnet werden, welche die Polizei dann über den dazugehörigen Internetprovider des Störers zurückverfolgen kann. Inwieweit das auch bei ZOOM, Jitsi und anderen Plattformen möglich ist, muss im Einzelfall nachgefragt werden. Bei US-Anbietern ist diese Art der Nachverfolgung in der Regel deutlich schwieriger und seltener erfolgreich.
Um zu verhindern, dass Unbekannte Unterrichtsstunden stören, sollte man sich die Sicherheitseinstellungen der verwendeten Software genau ansehen und diese möglichst restriktiv konfigurieren.
Empfohlene Sicherheitseinstellungen für einen virtuellen Konferenzraum:
  • Er kann nicht vor/ohne Anwesenheit des Erstellers betreten werden.
  • Die Funktion Warteraum bzw. Lobby aktivieren, über die der Ersteller die Teilnehmer manuell in das Meeting einlassen muss.
  • SchülerInnen und Schüler NICHT als Moderatoren hinzufügen.
  • Da bei Weitergabe von Link und Passwort Außenstehende sich unter falschem Namen Zutritt verschaffen können, sollte man sich vorab ansehen, wie man solche ungebetene Gäste schnell entfernen kann.
  • Die Lehrkraft sollte zudem nach Ende der Unterrichtseinheit die Konferenz nicht einfach verlassen, sondern sie beenden, damit die SchülerInnen nicht unbeaufsichtig im Raum bleiben – auch dadurch gab es Vorfälle, zum Teil an Grundschulen, in denen Unbekannte Kinder in solchen Situationen belästigten, ohne dass eine Lehrkraft anwesend war.

Screenshots zu BigBlueButton:

Links die empfohlene Raumkonfiguration, diese muss vor Konferenzbeginn vorgenommen werden!

Rechts das Entfernen eines Störers durch Klick auf seinen Benutzernamen. Ist „Freigabe durch Moderator…“ nicht aktiviert, kann ein entfernter Teilnehmer sofort wieder eintreten! Am eckigen Bildschirmsymbol bei „Günter Steppich“ erkennt man den Moderatorenstatus, „Störenfried“ ist normaler Teilnehmer ohne erweiterte Rechte.

 

Als Beispiel hier eine Anleitung für Zoom, das im Schulbereich aus Datenschutzgründen allerdings nicht zu empfehlen ist. https://www.verbraucherschutz.com/anleitungen/videokonferenz-mit-zoom-was-muessen-sie-beachten/

Anleitungen für Jitsi und weitere VK-Systeme finden sich zahlreich im Netz, zum Teil auch auf den Websites von Schulen. Oder man fragt einfach nette KollegInnen, die sich damit auskennen. 🙂

Und ganz abgesehen von technischen und rechtlichen Aspekten ist das auch ein geeigneter, wenn auch vermeidbarer Anlass, diese Problematik mit seinen SchülerInnen zu besprechen, schließlich schadet verhinderter Unterricht in erster Linie ihnen selbst. Damit erreicht man häufig zwar nicht alle, aber vielleicht sorgt ja dann die Klassengemeinschaft dafür, dass solche Aktionen nicht stattfinden.

4 Gedanken zu „Störungen von Onlineunterricht durch Unbekannte verhindern

  • Pingback: Suchoptionen im Edupool und Störungen bei Big-Blue-Button-Sitzungen - Medienzentrum Limburg-Weilburg

  • Günter Steppich

    Hallo, dafür brauchen Sie ein geschlossenes System, in dem alle Nutzer einen Account haben, z.B. ein Moodle oder MS Teams.
    Offene Systeme, in denen jeder, der den Link kennt, Zugang zur Videokonferenz hat, sind grundsätzlich anfällig für solche Störungen und sollten wie im Artikel beschrieben abgesichert werden.

    Schöne Grüße

  • Siegel

    Kann man für jeden Schüler ein individuelles Login erstellen, das in einer Videokonferenz kein weiterer (Störer) verwenden kann und um den Störer in den eigenen Reihen zu identifizieren?

    Über eine technische Idee würde ich mich sehr freuen.

    Schöne Grüße
    Siegel

  • Günter Oberst

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    vielen Dank für die Erklärungen.
    Mit freundlichen Grüßen
    ein Lehrer

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