Studie „Always on“: Smartphones sind nicht kinderkompatibel
Die Landesanstalt für Medien NRW hat am 01.10.2015 die Ergebnisse der Studie „Always on“ zur Handnutzung von 500 befragten Kindern zwischen 8 und 14 Jahren vorgestellt.
Diese Studie bestätigt meine Überzeugung, dass Smartphones kein Kinderspielzeug sind und dass Heranwachsende erst ab ca. 14 Jahren einigermaßen reif genug für einen souveränen Umgang damit sind, vorausgesetzt, es wird ihnen kompetent vermittelt. Fast jedes zweite Kind berichtet von Ablenkung bei den Hausaufgaben.
Leider bestätigt die Erhebung ebenfalls, dass Medienerziehung nur in wenigen Familien stattfindet. S. 12: „Obwohl ungefähr zwei Drittel aller befragten Elternteile Hinweise zu Risiken der Handynutzung und Tipps zur altersgerechten Handyerziehung relevant finden, ist das tatsächliche Informationsverhalten eher gering.“ Genau das erlebe ich seit Jahren mit Elternabenden zum Thema. Im Vorfeld sehr engagierte Elternbeiräte, die einen riesigen Bedarf sehen – und dann kommen 10 % der Eingeladenen zur Veranstaltung, und das sind natürlich nicht diejenigen, die es am meisten nötig haben. 15 % der befragten Eltern geben an, so gut wie gar keine Medienerziehung zu betreiben.
Das auch in dieser Erhebung von Eltern angeführte Argument der erleichterten Kommunikation, Alltagsorganisation und verbesserten Erreichbarkeit in Notsituationen lässt sich ebenso mit einem „unsmarten“ Handy ohne Internet per SMS und Telefonfunktion realisieren – ohne dass die Kinder Vollzugriff auf die komplette Erwachsenenwelt erhalten.
Die selbst erlebten Negativerfahrungen, von denen die befragten Kinder berichten, sind entsprechend vielfältig:
Die Empfehlung der Autoren, man sollte Kindern beibringen, ihre Handynutzung selbst zu reglementieren („Hilfestellungen zu verstärkter Selbstregulation“, S. 14), halte ich für nicht praktikabel, denn dazu ist eine gewisse Reife unabdingbar. Jugendliche bekommen das mit entsprechender Anleitung früher oder später hin, Kinder können das einfach noch nicht. Die dazu notwendige Impulskontrolle ist erst zum Ende der Pubertät ausgereift, und der permanente Aufforderungscharakter von Smartphone wirkt dieser Entwicklung eher entgegen. Welches Kind kann sich selbst so regulieren, dass es z.B. zuerst konzentriert die Hausaufgaben erledigt, ehe es sich den Nachrichten im WhatsApp-Klassenchat widmet oder dass es nachts das Smartphone nicht mit ins Kinderzimmer nimmt? Als Lehrer kenne ich sehr viele Kinder, aber solche Wunderkinder habe ich noch nicht getroffen…