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Immer wieder Knuddels

Nachdem mein letzter Erfahrungsbericht über Knuddels.de schon dreieineinhalb Jahre her ist, habe ich mich mal wieder mit der Handyapp von Knuddels beschäftigt. Leider hat sich nichts zum Positiven verändert, im Gegenteil!

Schon in den Kommentaren zur App im Google Play Store finden sich deutliche Hinweise auf die nach wie vor zweifelhafte Klientel dieses Angebots: „Sehr viele Perverse Menschen leider:/ “ – „Leider sind billige Anmachen dort immer noch an der Tagesordnung“ – „Sexuelle Belästigung geht durch Da meldet man sowas und keine sau interessiert es“ – „Altersfreigabe? 12???????? Es sollte ab 16 sein! Schlimm wer sich manchmal in solchen Chats aufhält!“.

Anmelden darf man sich bei Knuddels erst ab 14 Jahren, Google stuft die App aber ab 12 ein. Eine Überprüfung des Alters findet natürlich nicht statt, beim Versuch, mich als 12jährige anzumelden erhalte ich eine Fehlermeldung, dass ich mich erst ab 14 Jahren anmelden kann und darf dann einfach das Geburtsdatum entsprechend anpassen, wie praktisch…

Nach wie vor muss ich zur Registrierung noch nicht einmal eine gültige E-Mailadresse angeben, auch hier findet keine Überprüfung per Bestätigungslink statt.

Screenshot_2015-11-07-14-00-10 Bei der Installation fällt auf, dass die App erstaunlich viele Berechtigungen einfordert, die für eine anonyme Chat-App definitiv nicht notwendig sind (Standort, Identität, Geräte-ID). Kamera- und Mikrofonzugriff sind allerdings inzwischen erforderlich, weil man nun auch direkt über die App Videochats starten kann. Pädokriminelle wird also die Mühe erspart, erst den Skypenamen oder den Snapchatnamen erfragen zu müssen…

 

 

Screenshot_2015-11-07-11-10-03Beim Start der App wird beim ersten Klick auf die Chaträume dann Werbung eingeblendet, die für 12jährige nicht wirklich geeignet ist…

Und wie erwartet schlagen im Minutentakt private Nachrichten mit eindeutiger Zielsetzung auf. Ich oute mich hier als 12jährige, was die Herren natürlich nicht im geringsten stört:  Im Chatraum „Singles 15-17“ eröffnen mehrere Männer das Gespräch mit „Ich bin 30+, schlimm?“, „Ich finde junge Girls geil!“, „Magst du schreiben und anfassen?“, „Willst du auf Skype/Whatsapp/Snapchat Bilder tauschen?“, „Bist du allein?“, „Was hast du an?“ etc.

Hier exemplarisch ein Beispiel, ich hatte ein Dutzend solcher Konversationen in einer knappen Stunde:

Screenshot_2015-11-07-11-30-18Eine wirksame Moderation findet nach wie vor nicht statt, und der 2012 von den Betreibern bejubelte „verbindliche Jugendschutztest“, mit dem die Nutzer auf sexuelle Übergriffe vorbereitet werden sollten, wurde offensichtlich wieder abgeschafft.

Fazit: Knuddels ist nach wie vor eine bei Pädokriminellen beliebte Plattform, auf der versucht wird, Kinder bei Videochats mit nackten Tatsachen zu konfrontieren und ihnen persönliche Informationen zu entlocken, mit denen sich dann ggf. Druck ausüben lässt, um freizügige Fotos zu erpressen.

Beruhigender Weise ist Knuddels nach meinen Umfragen unter Schülern inzwischen so gut wie gar nicht mehr bekannt, die selben sexuellen Anmachen laufen allerdings auf zahlreichen anderen Onlineangeboten, die gerne von Kindern benutzt werden und die eine Charfunktion bieten, auch über auf den ersten Blick unverdächtige Apps wie Clash of Clans oder Quizduell.

Eltern sollten daher unbedingt wissen, welche Apps und Onlineplattformen ihre Kinder nutzen und sie ausführlich über die oben beschriebenen Vorgänge aufklären. Entsprechend informierte Kinder fallen auf diese plumpen Übergriffe nicht herein und können solche Chatpartner blockieren und melden – und natürlich die Eltern informieren, wenn ihnen so etwas passiert!

 

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