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Facebook/Instagram: Die unterschätzte Datensymbiose

Die Welt – oder besser gesagt, der überschaubare Teil davon, der sich um Privatsphäre und Datenschutz im digitalen Zeitalter Gedanken macht – diskutiert über die Verknüpfung der Daten von Facebook und WhatsApp und übersieht dabei, dass Facebook mit Instagram weitgehend unbemerkt Nägel mit Köpfen gemacht hat und diese beiden Datenbanken längst synchronisiert. Der rot markierte Vorschlag (Screenshot vom Handy eines Freundes) kommt aus der Freundesliste von Facebook. Wer Facebook, WhatsApp und Instagram unter derselben Handynummer, Emailadresse, Vor- und Nachnamen nutzt, ist komplett gläsern und wird nach allen Regeln der Kunst algorithmisch seziert und vermarktet. Gegenmaßnahmen finden sich am Ende des Beitrags.

„Ja und?“ antwortet die Mehrheit der Internetuser, die nicht ansatzweise eine Vorstellung davon haben, was Algorithmen einsammeln, verbinden und v.a. auch bewerten und anschließend Menschen in Schubalden einsortieren, die an Werbetreibende und andere Interessierte verkauft werden.

Für einen Vortrag habe ich mir kürzlich folgende Werbezielgruppe für eine Facebookseite zusammengeklickt: Frauen in einem Umkreis von 40km um Wiesbaden, zwischen 30 und 65, Single, Abitur, interessiert an Beziehungen zu Männern und Frauen, tätowiert, seit 2 Wochen aus dem Urlaub zurück, ohne Interesse an Online-Banking (siehe Bilder unten)! Das dauerte eine Minute und hätte mich läppische 3 € gekostet und Facebook bemängelte, die Zielgruppe sei mit unter 1000 zu klein!

Facebook wertet dabei nicht nur aus, was die erfassten User bewusst preisgegeben haben, dazu kommen unzählige Korrelationen, die aus der Interaktion mit anderen Usern erstellt werden: Sämtliche Posts, Likes, Kommentare und private Chats werden gespeichert und bewertet, sogar Texte, die man beginnt zu tippen, aber am Ende gar nicht abschickt. Auch aus dem Verhalten und den Interessen der Facebook-„Freunde“ werden Rückschlüsse gezogen. Die Facebook-App kann zudem auch sämtliche SMS lesen, die mit Facebook gar nichts zu tun haben. Der STASI-Erfassungsbogen der DDR hatte 49 Felder für persönliche Informationen, bei Facebook & Co. liefern unbedarfte User Tausende persönlicher Details, dank derer soziale Netzwerke am Ende oft mehr über den Einzelnen wissen, als er selbst.

Unterschätzt wird dabei auch, wie fehleranfällig diese Algorithmen sind, mit Humor und Ironie können sie z.B. gar nichts anfangen – und falsch einsortiert zu werden kann mindest ebenso problematisch werden wie eine zutreffende Einordnung diverser persönlicher Interessen und Neigungen, wenn diese Daten weiterverkauft werden. Das Recht dazu hat sich Facebook in seinen AGB (wer hat die gelesen?) umfänglich gesichert:

„Du gewährst uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare, gebührenfreie, weltweite Lizenz für die Nutzung jedweder IP-Inhalte, die du auf bzw. im Zusammenhang mit Facebook postest (IP-Lizenz). Diese IP-Lizenz endet, wenn du deine IP-Inhalte oder dein Konto löschst; es sei denn, deine Inhalte wurden mit anderen geteilt und diese haben die Inhalte nicht gelöscht.“

Wer digitale Soziale Netzwerke nutzt, sollte daher

  • sparsam mit persönlichen Daten umgehen und nur posten, was wirklich JEDER wissen darf und soll
  • genau abwägen, ob es erforderlich ist, unter dem Klarnamen aufzutreten
  • zur Anmeldung an diese Netzwerke extra E-Mailadressen nutzen, die man nur für diesen Zweck verwendet, und das heißt auch für jede Plattform eine neue E-Mailadresse anzulegen, die nicht den Namen, das Geschlecht und das Alter verrät
  • Handynummern dort möglichst nicht zu verwenden, da diese immer eindeutig zugeordnet werden können.
  • möglichst EU-Anbieter bevorzugen, aber da ist das Angebot leider überschaubar. Als WhatsApp-Alternativen bieten sich immerhin Threema, Wire und SIMSme an.

2 Gedanken zu „Facebook/Instagram: Die unterschätzte Datensymbiose

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