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Elternbrief zum Thema Smartphones nachts im Kinderzimmer

(zur freien Weiterverwendung)

Liebe Eltern,

nach Gesprächen mit etlichen SchülerInnen aus der Mittelstufe hier nochmal ein wichtiger Hinweis.

Das Thema ist für mich zwar alles andere als neu, ich hätte allerdings gedacht, dass wir das an der GBS etwas besser im Griff haben, weil ich es auf all meinen Elternabenden ausführlich anspreche: SchülerInnen, die abends ihr Smartphone ausschalten bzw. nicht mit in ihr Zimmer nehmen (dürfen), haben mir erzählt, dass sie morgens hunderte Nachrichten im Klassenchat vorfinden, in dem regelmäßig bis weit nach Mitternacht, teilweise auch bis zum frühen Morgen munter gechattet wird.

Als Vater von zwei (inzwischen erwachsenen) Kindern ist es mir ein echtes Rätsel, wie man seinen Kindern erlauben kann, ihre Handys (oder andere internetfähige Geräte) nachts im Zimmer zu haben. Ich kann zwar absolut nachvollziehen, dass Eltern ihren Kindern gerne vertrauen möchten, aber auch ich selbst hätte mich in diesem Alter nicht gegen die Macht eines Smartphones mit WhatsApp und Klassengruppe wehren können, plus die ganzen anderen coolen Social Media Apps. Und bei der ersten Verliebtheit steht die Vernunft ohnehin erst einmal auf verlorenem Posten. Es geht hier nicht um Vertrauen, sondern darum, was man seinem Kind zumuten möchte!

Zur Einordnung des aktuellen Problems: Meine Eltern haben mir damals meine TASCHENLAMPE(!) weggenommen, damit ich nicht bis Ultimo lese! Ich hatte mir zwar eine Zweit-Taschenlampe besorgt, bin aber beim Lesen dann doch immer ziemlich schnell müde geworden. Ein Smartphone spielt allerdings in einer ganz anderen Liga als meine Buch/Taschenlampen-Kombination, nicht nur weil das bläuliche LED-Licht so wunderbar die Bildung von Schlafhormonen hemmt. Schließlich hat man jeden Abend eine virtuelle Online-Übernachtungsparty!

Insbesondere in den Tiefschlafphasen laufen wichtige Prozesse ab: Körperliche und psychische Erholung, Abspeichern von Lerninhalten, Wachstum(!), Organentwicklung, etc. Häufiger oder gar permanenter Schlafmangel sowie mangelnde Schlafqualität, beeinträchtigt all diese Prozesse massiv und hat u.a. auch das Potential, Depressionen auszulösen. Jedes Signal eines Handys, ob akustisch oder optisch, beendet eine Tiefschlafphase, selbst wenn man nicht dadurch aufwacht! Herr Professor Braus, der alljährlich Vorträge an unserer Schule hält, betont diese Zusammenhänge bei jeder seiner Veranstaltungen.

In der Mittelstufe durchlaufen Jugendliche eine hochsensible Entwicklungsphase, in der sie bis zu 1,65 cm pro Tag und 2,5 cm pro Woche wachsen können! In diesen Phasen haben Teenager einen Schlafbedarf, der an den von Säuglingen heranreicht. Die Schlafzeiten, die sie am Wochenende auf die Matratze bringen (wenn man sie lässt), brauchen sie auch unter der Woche. Diese Schübe sowie andere wichtige Entwicklungsprozesse, kann massiver Schlafmangel ausbremsen!

Die Zusammenfassung einer aktuellen Studie finden Sie im Anhang, den ausführlichen Bericht hier:

https://www.dak.de/dak/bundesthemen/fast-jeder-dritte-schueler-hat-schlafstoerungen-2090982.html

Viele Jugendliche (jede/r Fünfte!) versuchen, den Schlafmangel mit Energydrinks auszugleichen und tappen damit in die nächste Gesundheitsfalle:

https://www.dak.de/dak/bundesthemen/dak-praeventionsradar-2019-2140988.html

Mein aktuelles Erklärvideo zum Thema Bildschirmzeiten und Schulerfolg finden Sie hier:

https://www.youtube.com/watch?v=vpWAvZe8K-U

Ich möchte allen Eltern nochmals wärmstens empfehlen: Wenn Sie ihre Kinder mögen (und davon gehe ich einfach mal pauschal aus), erlauben Sie ihnen bitte nicht, sich selbst um den so eminent wichtigen Schlaf zu bringen. Damit machen Sie sich möglicher Weise temporär unbeliebt, Ihre Kinder werden es Ihnen aber später danken – meine eigenen haben das schon getan, obwohl sie in der Pubertät „not amused“ über manche „doofe Regeln“ ihrer Eltern waren.

P.S.: Wenn man morgens in der ersten Stunde einen Klassenraum betritt, hat man direkt einen guten Eindruck, wer da möglicher Weise bis tief in die Nacht am Handy war…

Zeigen Sie diese Mail gerne Ihren Kindern und geben Sie ruhig mir die Schuld am handyfreien Kinderzimmer, ich kann damit wunderbar leben ?
Sie dürfen diese Mail auch gerne nach Belieben weiterleiten.

Schöne Grüße

Günter Steppich

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